Förderprogramm BNE trifft JSA

Förderprogramm BNE trifft JSA 2017 – 2020

Das Förderprogramm ist abgeschlossen. Es ist keine weitere Antragstellung mehr möglich.

Junge Menschen in schwierigen Lebenslagen, die von sozialer Benachteiligung oder individueller Beeinträchtigung betroffen sind, sind eine Zielgruppe, die nur schwer Zugang zu formalen Bildungsangeboten findet. In alltagsbezogenen und praxisorientierten Projekten sollen sie erfahren, welche Rolle und Verantwortung jede*r Einzelne für eine zukunftsfähige Gesellschaft trägt und wie das Gelernte in die persönliche Lebenswelt transportiert werden kann. Dazu sollen mit individuell und niederschwellig gestalteten Formaten aktivierende Zugänge zu Bildungsangeboten ermöglicht werden. Gemeinsam mit den Teilnehmenden werden eigene Ideen zu Themen einer nachhaltigen Lebensführung gestaltet. Mit Verständnis für Umwelt- und Naturschutz sollen der nachhaltige und verantwortungsbewusste Umgang mit Natur und Ressourcen erreicht werden. Durch selbstgesteuerte Lern- und Erkenntnisprozesse sollen Kompetenzen zu einer nachhaltigen Alltagsgestaltung und Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen wachsen.

Die Angebote richten sich an benachteiligte oder individuell beeinträchtigte junge Menschen mit erhöhtem Förderbedarf zwischen 12 und 26 Jahren nach §13 SGB VIII. Das Besondere ist, dass Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und der Umweltbildung/BNE eng zusammen arbeiten und gemeinsam mit den Teilnehmenden ganz individuelle Projekte zu Themen einer nachhaltigen Lebensführung gestalten. Die Angebote wirken unterstützend bei der Bewältigung von Problemen etwa im Umfeld von Schule, Ausbildung und Beruf sowie in den Übergangsphasen dazwischen.

In vielseitigen und individuellen Einzelprojekten erlangen Jugendliche Gestaltungskompetenzen im Sinn einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Gemeinsames Planen und Gestalten, vernetztes Denken oder die Reflexion des eigenen Handelns sind hier Beispiele für erworbene Kompetenzen, die Entscheidungen für einen nachhaltigen Lebensstil ermöglichen. Durch die Vermittlung von Wissen, Werten, Einstellungen und praktischen Handlungsleitlinien sollen junge Menschen erfahren, welche Rolle und Verantwortung jeder Einzelne für eine zukunftsfähige Gesellschaft trägt und wie das Gelernte auf den persönlichen Alltag übertragen werden kann.

Durch diesen partizipationsorientierten Ansatz werden Möglichkeiten zu selbstgesteuerten, eigenverantwortlichen Lernprozessen in einem anregenden Kontext geschaffen. Im Gegensatz zu klassischen, oft normierten Bildungsansätzen erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich durch informelle und selbstbestimmte Lernprozesse mit Fragen und Themen zu befassen, die aus ihrer Lebens- und Erfahrungswelt entstehen und die eine hohe Relevanz in ihrem Alltagsleben haben. Dieser persönliche Bezug erhöht die Motivation sich mit Fragen einer nachhaltigen Lebensführung zu befassen und auch langfristig Denk- und Handlungsmuster entsprechend auszurichten. Sie treffen Entscheidungen über Inhalte, Vorgehensweisen und Handlungsstrategien.

Die umgesetzten Projekte sind so vielfältig wie die Menschen, die sich dafür engagieren und daran beteiligen. Durch die individuelle Herangehensweise werden Themen aufgegriffen, die die Teilnehmenden berühren. Und so bieten sich für die Jugendlichen viele praxisorientierte Zugänge: sie gärtnern gemeinschaftlich und erschaffen aus recyceltem oder Naturmaterial etwas Neues. Lebensräume von Tieren und Pflanzen werden erforscht, kaputte Dinge repariert oder anders genutzt oder sie werden als Klimaschutz- und Energie-ExpertInnen aktiv. Durch ebendiese informellen, selbstbestimmten Lernprozesse werden Kompetenzen und Fähigkeiten eingeübt, die eigenständige, reflektierte Entscheidungen und Handlungsmöglichkeiten fördern.

Bezug zur Biologischen Vielfalt

Eine nachhaltige Lebensführung und ein sorgsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen sind der Schlüssel zur Bewahrung der Schöpfung und zum Erhalt biologischer Vielfalt.

Der Zugang zur Natur sowie ein Verständnis für die wirtschaftlichen, ökologischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhänge und damit auch für den Wert der Artenvielfalt sind eng an die Frage nach sozialer Gerechtigkeit geknüpft. Junge Menschen, die soziale Benachteiligung erfahren, werden von den bisherigen Programmen der Umweltbildung/BNE bislang nur unzureichend erreicht. Doch sie sind eine wertvolle Gruppe, die auch als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in ihren sozialen Zusammenhängen die Wertschätzung der biologischen Vielfalt weiter tragen können. Gerade diese jungen Menschen sollen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt als unsere natürliche Lebensgrundlage sensibilisiert werden. Das Thema Biodiversität ist damit ein zentraler Inhalt, der im Rahmen der bearbeiteten Themenkomplexe wie Mobilität, Ernährung, Energieverbrauch, Interkulturalität, nachhaltige Ressourcennutzung und globale Gerechtigkeit aufgearbeitet wird.

Für die Teilnehmenden wird dieser Schatz vor allem dann nachvollziehbar, wenn sie verstehen, welche Folgen ihre Handlungen in ihrer unmittelbaren Umgebung nach sich ziehen. Durch diesen außerschulischen, freiwilligen Bildungsansatz werden Werte, Normen und Kompetenzen vermittelt, die Entscheidungen für nachhaltige Handlungsweisen ermöglichen. Beteiligungs-und Teilhabechancen an gesellschaftlichen Prozessen schaffen zugleich Gelegenheiten zu selbstgesteuerten, eigenverantwortlichen Lernprozessen in einem anregenden Kontext. Dadurch sind die umgesetzten Projekte und ihre individuellen Ansatzpunkte so vielfältig wie die Menschen, die sich dafür engagieren und daran beteiligen.

Wie wirken die Projekte?

Projekt „Ankommen mit Energie“, Fürstenfeldbruck. Bildquelle: Birgit Baindl

Durch die erlebnis- und erfahrungsorientierte Methoden bieten einen sehr niederschwelligen Zugang zu den Bildungsinhalten. So können negative Bildungserfahrungen und Misserfolge ausgeglichen werden. Im Gegensatz zu klassischen Bildungsangeboten zielen die Projekte auf erlebnis- und handlungsorientierte Zugänge ab.

Ziele und Wirkung

  • Inklusion und kulturelle Identität
  • Teil der Lösung für soziale Probleme und Mittel zu sozialer Integration
  • Alltagsstrukturierung
  • Distanzminimierung durch Kontakte zu Anderen
  • Abbau von Vorurteilen und Generalisierungen durch persönlichen Kontakt
  • Positive Lebenserfahrungen
  • Sinnvolles und sinnstiftendes Arbeiten als Beitrag zur Umwelt und Gemeinschaft
  • Stärke der Gemeinschaft erleben durch Gruppenzugehörigkeit und soziale Unterstützung
  • Bewusstseinsbildung für ökologische Zusammenhänge
  • Kennenlernen einer nachhaltigen Lebensführung

Globale Wirkungszusammenhänge werden im eigenen Lebensraum sichtbar; wirtschaftliche, ökologische und soziale Wechselwirkungen werden deutlich.

Wer profitiert von den Projekten?

Das Besondere ist, dass Einrichtungen der Umweltbildung und der Jugendsozialarbeit zusammenarbeiten, um sowohl die Zielgruppe als auch die Ziele zu erreichen. Fachkräfte, Kooperationspartner und jugendliche Teilnehmende profitieren gleichermaßen von den Projekten und den Erfahrungen, die sie dort sammeln. Es ergeben sich zahlreiche Gestaltungs- und Begegnungsmöglichkeiten.

Projekt “Repair and share – bikes for refugees”, Dingolfing. Bildquelle: Helmut Ammer

Junge Menschen

Soziale Integration und Teilhabe kann nur mit einer ganzheitlichen Arbeitsweise gelingen, die das Lebensumfeld und die konkrete Lebenssituation der jungen Menschen einbezieht. Indem die Projekte an die gelebte Alltagskultur anknüpfen, gelingt auch ein Zugang zur Lebenswelt der Teilnehmer und sie lernen, das Gelernte in den Alltag zu integrieren. Damit können sie einige Aspekte der Nachhaltigkeit in ihr soziokulturelles Umfeld weitertragen und so zu Multiplikatoren werden, die andere für umweltschonendes Verhalten sensibilisieren. Mit dem Ziel der sozialen Teilhabe sollen Jugendliche Anerkennung und Wertschätzung erfahren und erkennen, wie sie selbst etwas positiv verändern und einen Beitrag leisten können. Motivierend ist für Jugendliche nicht nur etwas Konkretes, Nützliches und Praktisches zu tun, sondern vor allem auch die Möglichkeit mit erfahrenen Fachleuten aus der Berufswelt zusammen zu arbeiten, und etwas von diesen Berufsfeldern zu erleben und zu erfahren.

Erworbene Kompetenzen und Fähigkeiten:

  • Kennenlernen von Inhalten, Zielen und Zusammenhänge
  • einer nachhaltigen Entwicklung
  • Vermittlung von Werten und Normen
  • Unterstützung der Entwicklung der Persönlichkeit
  • Stärkung der Jugendlichen durch Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Handlungskompetenz
  • Erprobung neuer Beteiligungs-und Teilhabechancen
  • Soziale Integration und Teilhabe an der Gemeinschaft
  • Erfahren von Anerkennung und Wertschätzung
  • Aneignung neuer Räume und Möglichkeiten
  • Berufsqualifizierung und –Orientierung
  • Übertragung des Gelernten auf den persönlichen Alltag
  • Vermittlung von Kompetenzen, die Entscheidungen für nachhaltigere Handlungsweisen ermöglichen

 

Projekt „BUNT“, München. Bildquelle: Frauke Feuss

Fachkräfte

Das Projekt hat zum Ziel, Lern- und Erkenntnisprozesse in Gang zu setzen, das Verständnis von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Arbeitsfeldern der Jugendsozialarbeit zu verankern, sowie tragfähige Kooperationsbeziehungen zwischen Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und Umweltbildung/ BNE zu initiieren. Dazu wollen wir die jungen Menschen aber auch Fachkräfte erreichen. Durch die Erweiterung des Methodenpools und Inhalte aus der Umweltbildung/BNE entstehen neue Zugangsmöglichkeiten zu den Jugendlichen. Die umgesetzten Projekte bieten Rahmen und Anlass um weitere Impulse zu Inhalten der Umweltbildung zu geben. Übergeordnete Fragestellungen wie soziale Gerechtigkeit, globale Zusammenhänge oder die Reflektion eigener Werte und Handlungsmuster können aufgegriffen werden.

Für Akteure der Umweltbildung werden die Jugendsozialarbeit und deren Zielgruppe interessant. Daraus ergibt sich ein dauerhaftes und tragfähiges Netzwerk, das nachhaltige Kooperationen zwischen Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und der Umweltbildung sowie zu regionalen Akteuren vor Ort fördert. Durch neue fachliche Impulse eröffnet sich eine praktische, kompetenzorientierte Zugangsweise zu den Jugendlichen und die Hemmschwelle mit einer potenziell schwierigen Zielgruppe zu arbeiten sinkt. Erfahrungswerte entstehen, welche Methoden der Umweltbildung/BNE besonders oder weniger geeignet sind, um die Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen/jungen Erwachsenen zu erreichen.

Projekt „Ausbildung zum Junior Landschaftspfleger, Markt Oberdorf. Bildquelle: Jürgen Hafner

Einrichtungen

Einrichtungen der Jugendsozialarbeit, die gemeinsam ein Projekt mit einer Einrichtung der Umweltbildung/BNE durchführen, werden in ihrem Betrieb für nachhaltige und ökologische Kriterien sensibilisiert und können Impulse auch in andere Arbeitsbereiche der Einrichtung mit einfließen zu lassen. Einrichtungen der Umweltbildung können ihr Angebot erweitern: ein neues Themenfeld oder Herangehensweise kann im überschaubaren Projekten im Hinblick auf die Rahmenbedingungen und die Zielgruppe ausprobiert werden und später ggf. in das reguläre Angebot der Einrichtung übernommen werden.

 

Außerdem profitieren die beteiligten Einrichtungen von der Teilnahme an dem Förderprojekt unter anderem wie folgt:

  • Positive Öffentlichkeitsarbeit und Pressewirksamkeit
  • Fachliche Unterstützung durch Koordinierungsstelle
  • Erweiterung des Angebots: ein neues Themenfeld oder Herangehensweise kann im überschaubaren Projekten im Hinblick auf die Rahmenbedingungen und die Zielgruppe ausprobiert werden und später ggf. in das reguläre Angebot der Einrichtung übernommen werden.
  • Ausbau von Kooperationen und Vernetzung durch tragfähige Kontakte zwischen Einrichtungen der JSA, der Umweltbildung/BNE
  • Verbesserung des Angebots durch Einbeziehung externer Akteure
  • Durch die Anknüpfung an die Alltagswelt der Teilnehmenden wird ein idealer Rahmen für den Austausch geschaffen und es öffnet sich eine neue, handlungsorientierte Ebene zu den Jugendlichen.