ejsa goes international – Studienfahrt nach Prag – Von Jüdischen Leben damals und heute

Im Juli 2023 führte das Team der gesellschaftspolitischen Jugendbildung der ejsa Bayern zusammen mit Jugendlichen aus einer Mittelschule in Hof eine fast fünftätige Studienfahrt nach Prag durch. Hierbei waren in der Konzeption und der Durchführung nicht nur alle Regionalstellen und die Netzwerkstelle beteiligt, sondern auch in einem partizipativen Verfahren die Jugendlichen selbst. Der inhaltliche Fokus lag bei der Fahrt auf Wunsch der jungen Menschen vor allem auf Themen rund um Antidiskriminierung und gesellschaftlicher Vielfalt. Auf dem Programm stand u.a. ein Rundgang durch das jüdische Viertel Prags und ein Besuch des ehemaligen KZ-Ghettos in Theresienstadt.
Für die Jugendlichen wurde deutlich, wie schnell man zu jener Zeit zum Teil des Feindbildes werden konnte, welches das NS -Regime sich erschaffen hatte. Jüdinnen und Juden, Sinti*zze und Rom*nja, Menschen mit (scheinbar) anderer Herkunft oder Meinung, anderer sexuellen Orientierung oder körperlicher Beeinträchtigung – alle Menschen, die nicht ins Idealbild der Nazis passten oder passen wollten, waren gefährdet.
„Wir sind alle gleich – Wir sind alle einzigartig!“
Im abschließenden Workshop konnten die jungen Menschen anhand von Mandarinen erkennen, dass man manchmal nur genauer hinschauen muss, um zu erkennen, wie vielfältig eine scheinbar homogene Masse ist. Jede*r Jugendliche war nach ausführlicher Betrachtung in der Lage, die richtige Mandarine aus dem Korb aller Mandarinen wieder zu finden. Und auch der Übertrag in den Kontext der Fahrt war für die jungen Menschen kein Problem. Sofort wurden begonnen, über die großen Themen einer diversen Gesellschaft zu diskutieren.
Was bedeutet eigentlich heute Normalität? Was ist jetzt „das Andere“? Wer legt das in unserer Gesellschaft fest und wie geht es den Menschen heute, die scheinbar nicht dieser Normalität entsprechen? Dabei berichteten die jungen Menschen sehr offen und ehrlich von eigenen Vorurteilen, von den Grenzen ihrer Toleranz, von den Einflüssen, die sie als Basis ihrer Werte erkennen, und ihrem Wunsch, in einer Gesellschaft zu leben, der jedem und jeder die Freiheit lässt, das eigene Leben nach den jeweiligen Vorstellungen zu gestalten.
Diese Offenheit zeugt von dem Vertrauen, dass sich in den fünf Tagen in der Gruppe bilden konnte – ein weiterer großer Vorteil der mehrtägigen Formate, die möglicherweise gerade bei solch komplexen gesellschaftlichen Themen den idealen Raum schaffen können, um in der Jugendsozialarbeit real gelebte Partizipation ermöglichen zu können.