Evangelische Fahrradwerkstatt R18 vom Aus bedroht

München (epd). Der evangelischen Fahrradwerkstatt R18 droht das Aus. Weil der Grundstückseigentümer den bisherigen Standort im Münchner Stadtteil Milbertshofen an einen Bauträger verkauft hat, braucht die Jugendhilfeeinrichtung bis Ende 2021 neue Räume. Die R18 bietet zwölf Ausbildungs- und Qualifizierungsplätze für junge Menschen aus schwierigen Familien, mit psychischen Beeinträchtigungen oder Fluchterfahrung. In ganz München gibt es laut Fachverband Berufsbezogene Jugendhilfe (BBJH) rund 200 solcher Ausbildungsplätze.

R18-Leiter Fritz Winbeck ist die Prägung der Werkstatt, die ein Projekt der Evangelischen Jugend München (EJM) ist, wichtig: „Auch wir sind eine Art Gemeinde“, sagt er. Neben ihm und einer weiteren Sozialpädagogin betreuen zwei handwerkliche Ausbilder und ein Arbeitserzieher die Jugendlichen.

Als Fahrradwerkstatt ist die R18 auf direkten Kontakt und Laufkundschaft angewiesen. Das Gelände am Wallensteinplatz, mitten im Wohnviertel, ist ideal. Doch ähnlich geeignete Räume zum bisherigen Preis von 8,50 Euro pro Quadratmeter zu finden, erscheint angesichts der Bedingungen auf dem Münchner Wohnungsmarkt utopisch.

Dennoch haben das Stadtjugendamt, das evangelische Dekanat München und die Evangelische Jugend bekundet, die R18 weiterführen zu wollen. Linken-Stadtrat Stefan Jagel hat Ende Mai in zwei Anträgen gefordert, den Milbertshofener Standort für die Fahrradwerkstatt dauerhaft zu sichern. Die Stadt solle für das Gelände am Wallensteinplatz einen Bebauungsplan aufstellen, der neben Räumen für die R18 auch die Errichtung von Mietwohnungen mit Erstbezugspreis von 11,50 Euro pro Quadratmeter vorschreibt.

Fritz Winbeck würde mit der R18 gern im Münchner Norden bleiben. Doch vorsichtshalber hat die EJM bereits bei allen 25 Münchner Bezirksausschüssen angefragt, um eine Lösung zu finden. Damit die Fahrrad-Familie an Silvester nicht auf der Straße steht.

(00/2093/17.06.2021)
epd lbm ms/scs moc