Am 30.05.2022 fand die 2. Kinder- und Jugendkonferenz der Staatsregierung in Augsburg statt. Zur großen Freude der Teilnehmenden konnte das Treffen in diesem Jahr in Präsenz stattfinden. Aus dem digitalen „Erstling“ der Konferenz im letzten Jahr hatten die Teilnehmer:innen aus der Ganztagsbildung der Jugendhilfe Oberbayern an der Grund- und Mittelschule Grassau viele Rückmeldungen mitgebracht und die ejsa Bayern dementsprechend viel Veränderungsbedarf in der Planung für dieses Jahr angemeldet. Geladen waren auch im letzten Jahr 70 Teilnehmende, Einzelpersonen zum Beispiel über ejsa und BJR, aber auch Sprecher:innen von Organisationen wie beispielsweise dem Landesschülerrat. Die Vorerfahrungen der Teilnehmenden auf großen Bühnen sind also sehr unterschiedlich. Im letzten Jahr fiel es noch schwer, hier eine ausgewogene Moderation zu finden.
In diesem Jahr hat die Jugendhilfe Oberbayern mit Frau Roder und Herrn Schwarz gleich ein Moderator:innenpaar gestellt, die schon lange mit Jugendlichen tätig sind. Der Workshop „Lebensraum Ganztagsschule“ war gut besucht, Jugendliche aller weiterführenden Schularten waren vertreten und diskutierten auf Augenhöhe. Das Miteinander in Präsenz war nach dem ausgiebigen Kennenlernen am Vormittag gelöst und kreativ.
Frau Sozialministerin Ulrike Scharf war am Vormittag anwesend und jede/r hatte die Möglichkeit, live oder per Video seine Themen zu präsentieren. Dies haben die Jugendlichen als sehr wertschätzend empfunden, sie wünschen sich aber, dass Frau Scharf auch die Ergebnisse aus der gemeinsamen Arbeit wahrnimmt und aufgreift.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt im Nachgang:
„Die Konferenz ist schon fast vorbei, da wird es plötzlich laut. ,Wir sind kein Land, das stolz sein kann auf sein Schulsystem‘, ruft Sophie Kuttner, 17, von der Bühne herab. Die vierte Klasse sei einfach viel zu früh, um die Kinder zu unterteilen. ,Jeder Schüler sagt das, und trotzdem wird nix verändert.‘ Auch im Publikum gibt es Unmut. ,Die Schule macht so viel kaputt bei vielen‘, moniert eine andere. Dabei bräuchten die Schüler einen Safe Place, also einen sicheren Hafen. ,Wo soll der denn sonst sein, wenn die Leute ihn nicht zuhause haben?‘ …
Zwei Stunden vor der kleinen Revolte sitzt Sophie Kuttner mit Mitstreitern in einem Raum im Obergeschoss des Tagungshauses und sondiert die Problemlage. ,Wie viele haben Lust mitzureden, wenn sie es nicht von klein auf kennen, dass sie mitreden dürfen?‘, fragt Workshopleiter Stefan Schwarz. Die Runde ist sich einig: An den Gymnasien laufe es ja noch ganz gut mit der Mitsprache. An den anderen Schulformen sei es aber eher schwierig …“
Aus: SZ, Viktoria Spinrad, 02.06.2022
Die Ganztagssprecher:innen aus Grassau haben hier Ideen, können anderen von ihren Erfahrungen berichten. Der Austausch bringt so auch für die Teilnehmenden untereinander neues Wissen und die Erfahrung: ‚Wir sind nicht alleine mit unseren Ideen‘.
Die gemeinsame Auswertung aus den Arbeitsfeldern der ejsa Bayern steht noch an, nicht für alle war der Tag gleichermaßen ein Erfolg. Auch der Landesverband und die Organisator:innen im Ministerium bleiben daher Lernende im Prozess, wie sich Partizipation auf Landesebene wertschätzend und nachhaltig gestalten lässt.