Meinungen hören, junge Menschen stärken, Zukunft gestalten

Nach dem ersten halben Jahr Pilotprojekt der Gesellschaftspolitischen Jugendbildung am Standort Regensburg ist klar: Junge Menschen wollen reden, sie wollen etwas tun, sie haben Fragen und vor allem eine Meinung.
An zwei Regensburger Mittelschulen wurden im Rahmen der offenen Ganztagsbetreuung der ejsa Regensburg Workshops rund um das Thema Berufsorientierung angeboten. Schüler*innen der siebten und achten Klassen gingen zunächst der Frage nach: Was wünsche ich mir für mein Leben und meine Zukunft? Mit einem Kartenset wurden ganz konkrete Bausteine für ein gutes Leben diskutiert. Das Entscheidende dabei: ins Gespräch kommen zu den Themen, die den Jugendlichen wichtig sind. Sport, Zocken und Spaß haben sind dabei von großer Bedeutung. Viel wichtiger bewertet wurden allerdings die Fürsorge für die Familie, auf den Beruf stolz sein zu können, Geld zu haben für gesundes Essen und freie Entscheidungen treffen zu können.

Im Workshop zu den eigenen Kompetenzen und Ressourcen durften die Teilnehmenden zunächst gemeinsam sammeln, was sie stärkt und was ihnen ein gutes Gefühl gibt. Gemeinsam kamen viele gute Ideen zusammen. Besonders das soziale Umfeld wie die Familie aber auch unterstützende Personen und Institutionen wurden häufig genannt. Sich selbst einzuschätzen und eigene Fähigkeiten zu erkennen viel einigen sehr schwer. Eine Teilnehmerin meldete zurück: „Ich habe mir noch nie Gedanken gemacht, was ich gut kann. Ich habe gedacht, da ist nichts“. Die Frage nach den Wertvorstellungen war beim nächsten Mal noch schwerer zu fassen. Die Reflektion von Verhaltensweisen und ein Perspektivwechsel zwischen den eigenen Interessen und den Anforderungen aus dem Umfeld gaben Hinweise auf wichtige gemeinsame Wertvorstellungen. Gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme standen an erster Stelle. Eine Rückmeldung, die von der ganzen Gruppe unterstützt wurde, lässt einen nachdenken: „Meistens meine ich, dass das, was ich will, nicht wichtig ist. Mich fragt niemand.“ Und dafür bieten die Workshops Gelegenheit: mit jungen Menschen ins Gespräch zu gehen, sie zu fragen, was ihnen wichtig ist, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen. Es hat sich gezeigt, dass Methoden, die Spaß machen, hier wie Türöffner wirken. Im Rollenspiel gelang nicht nur der Perspektivwechsel. Die Jugendlichen wuchsen über sich hinaus. In einer knappen Stunde entstand eine Idee aus dem Leben der jungen Menschen. Sie sollten eine für sie herausfordernde Situation beschreiben, eine gute Lösung dafür entwickeln und alles vor der Gruppe als Sketch vorstellen. Für das Publikum gab es dann lustig dargestellte Situationen zu sehen: eine Szene zuhause, eine Situation im Bus, ein Gang zur Behörde… Situationen, die im Alltag emotional und in der Lösung herausfordernd sein können. Was besonders auffiel, dass alle Lösungsvorschläge auf gegenseitiger Unterstützung, Rücksichtnahme und Solidarität basierten.

Was man sich daraus ableiten kann: Junge Menschen haben sehr wohl Ideen und Vorstellungen, wie sie sich die Gesellschaft und ihre Zukunft vorstellen. Es ist lohnenswert, sie dabei zu unterstützen und gut zuzuhören. Aus den einzelnen Workshops soll eine Methodensammlung entstehen und ein Schulungsangebot, das pädagogischen Fachkräften eine gute Grundlage bietet, mit ihren Jugendlichen ins Gespräch zu gehen und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Das Pilotprojekt läuft damit also schon gut an.

Fotos: © canva.com