Was der Koalitionsvertrag für junge Menschen mit Migrationsgeschichte bedeutet

Junger Mann mit Koalitionsvertrag in der Hand diskutiert mit einem Politiker vor dem Bundestag
© KI-generiert

Der aktuell verhandelte Koalitionsvertrag wird die Migrationsdienste und die Zukunft junger Migrant*innen stark beeinflussen, bleibt aber in vielen Punkten vage und widersprüchlich. Einerseits wird eine striktere Steuerung der Migration angestrebt – mit Grenzkontrollen, schnelleren Asylverfahren und Abschiebungen selbst in Krisenregionen. Der Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten wird für zwei Jahre ausgesetzt. Andererseits soll gezielt die Fachkräftezuwanderung erleichtert werden. Die geplanten Gesetzesveränderungen werden sich negativ auf die jungen Migrant*innen auswirken und die angespannte gesellschaftliche Lage weiter verschärfen. Mit Blick darauf stellen wir uns folgende Fragen: Was müssen wir jetzt als Jugendsozialarbeit tun? Und wo öffnen sich neue Handlungsräume und Chancen?

Junge Menschen mit Migrationsgeschichte sind bereits zunehmend mit rassistischen Äußerungen, Ausgrenzung und rechtspopulistischen Anfeindungen konfrontiert. Psychische Probleme aufgrund von Angst vor Abschiebung, unsicheren Lebensbedingungen und rassistischen Übergriffen nehmen spürbar zu. Mangelnde Zugänglichkeit zu Behörden und die fortschreitende Digitalisierung erschweren den Zugang zu Unterstützung und fördern diskriminierende Strukturen.

Die Jugendmigrationsdienste (JMD) sind für viele junge Menschen mit Migrationsgeschichte erste Anlaufstelle, um sich in Schule, Ausbildung und Gesellschaft zurechtzufinden, Beratung zu individuellen Problemlagen zu finden und in Deutschland Fuß zu fassen. Viele Jugendliche mit Migrationsgeschichte mit großem Entwicklungspotenzial sind bereits hier in Deutschland. Sie müssen auch politisch stärker in den Mittelpunkt rücken und echte Partizipationsmöglichkeiten und wirkungsvolle Unterstützung erhalten. Sie sind Teil unserer Lebensrealität, sind in Ausbildung oder bereits in Arbeit oder wünschen sich, Deutschland als ihre neue Heimat zu erleben. Dieser politische Neuanfang bietet die Chance, konstruktive Lösungen für die Spannungsfelder Integration und Migration zu finden. Dazu ist auch eine auskömmliche Finanzierung der Jugendmigrationsdienste notwendig. Dass der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) um 10 % aufgestockt und sich dynamisch weiterentwickeln soll, ist ein wichtiger Schritt. Die geplante Zuordnung der JMDs zum Bildungsministerium eröffnet neue Möglichkeiten, ihre Rolle als Brücke zwischen formaler und non-formaler Bildung zu stärken. Die Jugendsozialarbeit kann dabei ein verlässlicher Partner sein. Dafür braucht es eine engere Zusammenarbeit zwischen Trägern, Programmen und der lokalen Politik und offene Gespräche. Auch wir als Zivilgesellschaft und Akteure in unseren eigenen Netzwerken sind gefragt.

Unser Appell: Kein Jugendlicher darf verloren gehen! Integration ist keine Verwaltungssache, sondern eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie gelingt nur, wenn wir als Gesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen und Strukturen schaffen, die echte Teilhabe ermöglichen.