Kommt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule oder nicht? In Bayern wirft er auf jeden Fall seine Schatten voraus. Aber egal, ob mit Rechtsanspruch oder ohne: der weitere dynamische Ausbau der ganztägigen Bildung und Betreuung schreitet voran. Deshalb widmete sich die ejsa Bayern als eine Partnerin im Runden Tisch evangelischer Ganztag diesem Thema beim gemeinsamen Fachtag am 09.07.2021. Vom Kind aus Denken, um am Ende das gemeinsame Zeil eines gut gelingenden Ganztags zu verwirklichen …
Freitag Nachmittag und ein volles digitales Haus. Moderatorin Barbara Klamt freute sich über die vielen Teilnehmenden sowie Mitwirkenden und über die spannende Mischung aus Trägervertretern der Jugendhilfe aus Hort und schulischer Ganztagsbetreuung, Schulvertretern, Ministerien, Kirche, Diakonie und Verbänden.
Kirche und Diakonie sind die beiden Säulen des Runden Tisch und so brachten beide ein Grußwort zur Veranstaltung dar. Sabine Lindau betonte, dass es in Kirche und Diakonie viel Expertise im Bereich Ganztag gibt und auch das gemeinsam erarbeitete Thesenpapier der Freien Wohlfahrt Bayern bereits eine solide inhaltliche Arbeitsgrundlage darstellt. „Wir sind mit unserer Tätigkeit dort präsent, wo uns die Kinder brauchen“. Matthias Tilgner ergänzte, dass Kirche und Diakonie einen gut geschulten Blick für die Bedürfnisse der Kinder brauchen und auch Möglichkeiten, zu handeln. „Dann können wir da sein, wenn Kinder uns ihre Fragen an die Welt stellen, und wir können Ihnen Hoffnung geben.“
Silvia Mihan lenkte den Blick der Teilnehmer*innen im Anschluss auf all das, was große Kinder im Ganztag brauchen. Allen voran Möglichkeiten zur Mitgestaltung, Bewegung und das Leben von Freundschaften und sozialer Gruppe. Die Frage, wie dies im Alltag immer wieder gelingen kann, hängt stark vom Miteinander der verantwortlichen Beziehungspersonen ab. Dieses Miteinander braucht Struktur (Zeit, strukturierte Gesprächsrahmen, feste Zuständigkeiten) und gelingt am Besten, wenn die Beteiligten zu einer gemeinsamen Haltung finden.
Wie dies aussehen kann, zeigten dann anschaulich sieben Praxisprojekte. In jedem davon gelang es auf besondere Weise, Faktoren der Zusammenarbeit besonders gelingend zu gestalten.
Das Fazit zur anschließenden Publikumsdiskussion von Frank Schuldenzucker und Sarah Schäfer war daher von einer Sorge und vielen Ideen geprägt: Sorge macht beim Blick in die Zukunft sicher die Situation beim Personal, auf Schul- wie auf Jugendhilfeseite. Die Podiumsvertreter von Schule, Jochen Kees, und Trägervertretung, Robert Kirchberger, waren sich hier einig: das Miteinander und die Kooperation kommen „on top“ für alle Seiten und können nicht auf dem Engagement Einzelner beruhen.
Ideen für das Miteinander gab es zahlreich: Herr Rißmann vom Kultusministerium stellte eine Reduktion von Verwaltungsaufwand durch die Digitalisierung der Antragsformulare für die Zukunft in Aussicht und Simone van de Sand vom Sozialministerium wird genau hinsehen, welche Brücken für eine klare Bedarfsplanung vor Ort hilfreich sein können. Petra Hinkl, Diakoneo, wünscht sich, dass dadurch mehr „mittelbare Zeit“ beim Personal zur Verfügung steht und weist daraufhin, dass die Angebotsvielfalt auch Ressourcen bindet. Kluge Personal- und Raumkonzepte mit entsprechenden Ressourcen aus den Praxismodellen können hier ein Weg sein.
Mit zusätzlicher Ausstattung für Kooperation und ein wirkliches Kennenlernen der jeweiligen Partner kann es gemeinsam gelingen, die nötigen Freiräume zu schaffen, in denen „Lebensqualität im Ganztag“ entsteht.
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