Junge Menschen stark machen gegen Radikalisierung und extremistische Ideologien
„Wie kann dies gelingen?“ Mit dieser Frage beschäftigten sich die bayerischen Respekt Coaches beim vierten Fachtag „Respekt Coaches meet GPJ“ am 23.10.2019 des Projektes „Alles Glaubenssache?“ der Evangelischen Jugendsozialarbeit Bayern.
Die Fachkräfte tauchten in die Gedanken- und Gefühlswelt von Marco ein, einem 15jährigen Jugendlichen, der bei seiner Suche nach Sinn, Identität und nach seiner Mitte im Leben viele Schattenseiten kennenlernt, sich dabei den „Radikalen“ anschließt und schließlich nach verschiedenen Begegnungen und Erlebnissen in seine eigene „Gefühlsmitte“ findet.
Das Theaterstück „Marco, bist Du stark?“ wurde von zwei jungen Schauspieler*innen vom Theaterprojekt „EUKITEA“ vorgestellt. Es erfasst die unterschiedlichsten Emotionen, die junge Menschen beim Erwachsenwerden ohne den erhobenen Zeigefinger durchleben. Genau dies löst Betroffenheit und Nachdenken darüber aus, dass Gefühle wie Angst, Wut, Freude, Trauer oder Verzweiflung überhand nehmen können und junge Menschen dabei Gefahr laufen, ihre „gefühlte Mitte“ zu verlieren.
Diese Wirkung des Auseinandersetzens mit den eigenen Gefühlen, dies erzielten die Szenen des Theaterstücks auch bei den Fachkräften. Sie zogen alle Anwesenden in ihren Bann. Stefan Eckl, Leiter vom EUKITEA-Theater sowie Mustafa Ayanoglu von Ufuq.de, die die begleitenden Lehrer*innenworkshops in Bayern anbieten, reflektierten mit den Respekt Coaches im Anschluss. Es ging darum, wie es gelingt, diese recht sperrigen, einnehmenden Themen, wie die Gefahr der Radikalisierung mittels extremistischer Ideologien, Schüle*rinnen so zu vermitteln, dass tatsächlich eine Auseinandersetzung stattfindet und dass das Nachdenken und Bewusstwerden über die eigenen Gefühle zur Sensibilisierung führt.
Der Vormittag des Fachtags stand ganz im Zeichen der Vernetzung: Viele bayerische Institutionen, die das Ziel der Radikalisierungsprävention verfolgen bzw. im gesellschaftspolitischen Jugendbildungsbereich tätig sind, stellten sich den Fachkräften vor: die Landeszentrale für politische Bildung, die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus, die Aktion Jugendschutz Bayern, ufuq.de, die Abteilung Prävention des Bayerischen Sozialministeriums, das Präventionsnetzwerk Salafismus, die Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus sowie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Die zahlreichen Ansatzpunkte für Kooperationen und Schnittstellen wurden dabei allen Beteiligten deutlich. Deutlich wurde jedoch auch, dass sich viele Institutionen mit ihrem Angebot zwar an Multiplikator*innen richten, die konkrete Arbeit mit den jungen Menschen jedoch häufig qua Auftrag nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehört. Daher entwickelt die ejsa Bayern im Projekt „Alles Glaubenssache?“ aktuell einen interaktiven onlinegestützten Methodenkoffer, der es den Respekt Coaches ermöglicht, themenspezifisch geeignete Methoden zu finden, der die vielfältigen Themen der jungen Menschen aufgreift und dazu gute Methoden für die Arbeit vor Ort anbietet. Zu diesem geplanten Vorhaben gaben die Respekt Coaches in einer Workshop-Phase ein erstes Feedback, das in die weitere Umsetzung mit einfließen wird. Nicole Bartsch, Projektkoordinatorin des Projektes „Alles Glaubenssache?“ freute sich: „Dieser Fachtag war ein gelungener Tag, der allen Beteiligten neue Ansatzpunkte für die Arbeit vor Ort ermöglicht.“
„Alles Glaubenssache?“ ist ein Projekt der Evangelischen Jugendsozialarbeit Bayern e.V. im Rahmen des Projektes „Alles Glaubenssache?“ der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.