Zuzugszahlen und Ausländerbestandszahlen für das Jahr 2019 veröffentlicht – Was heißt das für die Jugendmigrationsdienste in Bayern?

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht einmal jährlich auf seiner Website – basierend auf dem Ausländerzentralregister – die Zahl der nach Deutschland zugezogenen und fortgezogenen Ausländerinnen und Ausländern sowie die Ausländerbestandszahlen für alle Bundesländer.
Zur besseren Lesbarkeit und als Informationsservice für die Jugendmigrationsdienste vor Ort stellt die ejsa Bayern diese Zahlen dann – jeweils für die 96 Gebietskörperschaften in Bayern – übersichtlich zusammen. Diese finden Sie hier zum Download.

Fazit: Die Ausländerbestandszahlen steigen, die Zuzugszahlen sinken seit 2016 wieder 
217.710 Menschen mit ausländischem Pass zogen 2019 aus dem Ausland oder aus anderen Bundesländern nach Bayern zu. Damit haben die Zuzüge im letzten Jahr den Stand von 2013 wieder erreicht. In Bayern lebten nach dem AZR insgesamt 1,92 Mio. Ausländer (2018: 1,86 Mio.). Damit liegt Bayern im bundesweiten Vergleich auf Rang 2. Auf Rang 1 liegt Nordrhein-Westfalen; den dritten Rang hält Baden-Württemberg.

Doch was heißt das für die Jugendmigrationsdienste in Bayern?
Die BAG EJSA, der Bundesverband der ejsa Bayern, geht davon aus, dass ca. ein Drittel der zugewanderten Menschen im Alter zwischen 12 und 27 Jahren alt sind. Demnach zogen 2019 in nur einem Jahr ca. 72.570 junge Menschen aus dem Ausland nach Bayern. Nicht alle, aber viele dieser neu zugewanderten jungen Menschen, haben hohe Integrations- und Beratungsbedarfe. Hier setzt die Arbeit der Jugendmigrationsdienste an, die den Integrationsprozess dieser jungen Menschen begleiten und Unterstützung geben.
Doch die Zahl der begleiteten jungen Menschen hat sich in den bayerischen Jugendmigrationsdiensten zwischen 2011 und 2019 im Case Management verdoppelt. Die Zahl der Beratungen hat sich im gleichen Zeitraum verfünffacht. Damit sind die Kapazitäts- und Belastungsgrenzen der Fachkräfte vor Ort seit langem überschritten. Integrationsbedarfe gibt es hierbei nicht nur in den Ballungszentren, sondern – wie die Zahlen belegen – seit vielen Jahren auch im ländlichen Raum sowie in Klein- und Mittelstätten. Die o.g. Zusammenstellung enthält daher auch im Detail die Zahlen für jede Gebietskörperschaft in Bayern.

Zuzüge nach Bayern in Corona-Zeiten
Eine aktuelle Blitzabfrage bei den Jugendmigrationsdiensten in evangelischer Trägerschaft ergab, dass aktuell weniger junge Menschen die Unterstützung der JMD aufgrund der Kontaktbeschränkungen in Anspruch nehmen. Aktuell sind auch keine Zuzüge (bis auf Saisonarbeitskräfte mit den Erntehelfer*innen) aus dem Ausland nach Bayern mehr möglich. Dieser aktuelle Rückgang der Beratungszahlen ist allerdings nur die „Ruhe vor dem Sturm“, denn die Coronakrise hat insbesondere Auswirkungen auf die jungen Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, die in dieser Krise als erstes von Kündigungen betroffen sind und deren Integrationsprozess ins Stocken gerät. Aktuell sind die BAMF-Integrationskurse und viele weitere Integrationsangebote ausgesetzt, Behörden arbeiten im Krisenmodus und an der Belastungsgrenze. Viele Probleme werden sich in diesen Tagen aufstauen. Dies werden die Migrationsfachdienste in Bayern in den nächsten Wochen verstärkt spüren, wenn es weiter zu Lockerungen in den Ausgehbeschränkungen kommt und die Menschen wieder Beratung nachsuchen. Nähere Informationen zu den Auswirkungen der Coronakrise auf die Jugendmigrationsdienste finden Sie hier.