Frühling 2020 – anders als geplant
Im Normalfall hätte die gesellschaftspolitische Jugendbildung der ejsa Bayern den Frühling 2020 dazu genutzt, zahlreiche neue innovative Veranstaltungen und Formate zu unterschiedlichen Themen von gesellschaftlicher Ausgrenzung durchzuführen.
Doch die Corona-Krise macht uns einen Strich durch die Rechnung:
Fortbildungsveranstaltung für Multiplikator*innen der Jugendsozialarbeit zum Thema „Hate Speech“ – abgesagt.
Gedenkstätten Fahrt mit Jugendlichen nach Nürnberg – verschoben.
Escape Game zum Thema „Big Data“ in Jugendwerkstätten- ausgefallen.
Stattdessen Arbeit im Home Office mit zahlreichen Videokonferenzen und Austausch mit unterschiedlichsten Kolleg*innen aus dem gesamten Bereich der politischen Bildung und der Sozialen Arbeit.
Altes Thema – Neue Brisanz
Ein Thema begegnete uns in den Sozialen Netzwerken und Videoschalten immer wieder: Verschwörungstheorien und damit einhergehend die Frage „Wie kann ich damit umgehen, wenn ich zunehmend in unterschiedlichen Kontexten mit Fake News konfrontiert bin?“
Schnell war zu erkennen, dass Fake News und Verschwörungstheorien nicht nur in rechtsalternativen Filterblasen an Zulauf gewinnen. Auch unter Jugendlichen sowie in Familien- und Arbeitschats tauchten diese immer häufiger auf.
Doch wie gelingt es wertschätzend gegen Falschmeldung zu argumentieren? Wie kann ich Informationen und Quellen zu COVID-19 verifizieren?
Schnell war die Idee geboren, einen Workshop zum Thema Verschwörungstheorien im Kontext von Corona zu konzipieren. Inhaltlich legten wir dabei den Schwerpunkt auf drei Themenblöcke:
- Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit & Ausgrenzungsmechanismen
- Verschwörungstheorien & Strategien neurechter Akteuer*innen
- Handreichungen im Umgang mit Fake News und Falschmeldungen
Doch wie funktionieren Workshops in einem komplett digitalen Format?
Erfahrungswerte lagen hier gegen gleich Null.
Learning by Doing – Der Weg zum Webinar
Nach der inhaltlichen Konzeption wagten wir uns an einen Testlauf. Wir luden dazu etwa 15 Freund*innen und Kolleg*innen ein und baten diese um ein Feedback. Methodisch und inhaltlich wurde der Workshop als sehr gut eingestuft, lediglich an technischen Details im Umgang mit dem Webinar-Tool muss noch gefeilt werden.
Im nächsten Schritt wurde das Erarbeitete Fachkräften aus der Jugendsozialarbeit präsentiert. Auch hier war das Feedback positiv und auf Grund der hohen Nachfrage führten wir das Webinar ein weiteres Mal durch. Neben Fachkräften aus der Jugendsozialarbeit waren auch Teilnehmende aus dem Landes- und Bundekontext der Jugendsozialarbeit anwesend.
Lessons learned – oder: was bleibt?
Um ein Webinar durchführen zu können, ist es notwendig, dass die Moderation über technische Grundkenntnisse des zu benutzenden Videokonferenz-Tools verfügt. Die Durchführung sollte zusammen mit einem*r Co-Moderator*in erfolgen. So können während des Webinars Aufgaben verteil werden. Zudem wirkt ein Zusammenspiel der Moderator*innen auflockernd für die Teilnehmer*innen. Gleichzeitig ist, wie im analogen Bereich, darauf zu achten, Methodenwechsel einzubauen. Betreutes PowerPoint-Vorlesen sollte man tunlichst vermeiden. Gerade bei anspruchsvollen Themen ist es hilfreich, im Anschluss ein Handout mit weiterführenden Links an die Teilnehmer*innen-Runde zu versenden.
Webinare scheinen gerade das Format der Stunde zu sein. Wir können uns digitale Formate in Form von Webinaren als Ergänzung oder Erweiterung von analogen Workshop-Modulen vorstellen. Allerdings werden sie Real Life Formate wahrscheinlich nicht gänzlich ersetzen. Es ist nur schwer vorstellbar, in unserer Arbeit gänzlich auf den elementar wichtigen Face 2 Face Austausch zu verzichten.
Johannes Scholz-Adam/Danny Zuber (beide ejsa Bayern)