Unter dem Motto „Wie schaut die Zukunft der politischen Bildung aus?“ lud die evangelische Akademie Thüringen zu einem zweitätigen Barcamp Ende März 2019 nach Neudietendorf ein.
Die politischen Diskurse in Deutschland werden rauer. Die Akzeptanz demokratischer Spielregeln und liberaler Werte sinkt. Dadurch gerät auch die freiheitlich-demokratisch orientierte politische Bildung in Bedrängnis. Muss sie neu erfunden werden, damit sie ihrer Aufgabe gerecht werden kann?
Mit einer solchen und ähnlichen Fragestellungen wurde zwei Tage lang in selbst organisierten Workshops und Diskussionsformaten gearbeitet. Die ejsa Bayern war im Rahmen der gesellschaftspolitischen Jugendbildung hierbei mit zwei Workshop-Angeboten vertreten:
Unter dem Namen „ 3-2-1“ Exit verbirgt sich ein Improvisationstheaterstück, das sich mit dem religiösen Radikalisierungsprozess einer 14-jährigen auseinandersetzt. Auf Grundlage dieses Theaterstücks soll ein vertiefender Workshop entwickelt werden, der sich mit Faktoren und Hintergründen von Radikalisierungstendenzen auseinandersetzt. Erste Ideen und Überlegungen dazu wurden auf dem Barcamp vorgestellt.
Im zweiten Workshop stand der Umgang mit Hetze im Netz im Mittelpunkt. U.a. wurden folgende Fragestellungen diskutiert:
- Wie kann es gelingen, zu dem Thema erfolgreiche Bildungsangebote für die politische schulische und außerschulische Bildung zu entwickeln?
- Wann kann Counter Speech erfolgreich sein?
- Wie gehe ich mit Trollen und Fake News um?
Ebenso wurden auch konkrete Methoden ausprobiert und evaluiert. So konnten sich die Teilnehmenden bei der Methode „Streitgespräch“ in Schlagfertigkeit und Schnelligkeit üben. Ziel war es, innerhalb einer Minute schriftlich auf Hassbotschaften zu antworten und diese dann nach Ablauf der Zeit im Uhrzeigersinn weiterzugeben. Dies zeigte recht deutlich, welchem Stresslevel man eigentlich beim Interagieren im Netz unterliegt.
Außerdem wurden im Rahmen des Workshops verschiedene Initiativen vorgestellt, die sich mit unterschiedlichsten Herangehensweisen dem Phänomen der rechten Hetze im Netz annähern.
Weitere Workshops beschäftigten sich u.a. mit der Frage wie digitale Formate erfolgreich in (politische) Bildungsarbeit integriert werden können. Dabei standen vor allem die Nutzung von VR-Brillen (Virtual Reality) im Mittelpunkt. Hierbei wurden verschiedene Apps vorgestellt, die Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaveränderungen beinhalteten. Gerade in der Jugendsozialarbeit sind digitale Formate ein guter „Türöffner“, um Zugang zur Zielgruppe zu erhalten und so schlussendlich auch Themen der politischen Bildung zu bearbeiten.