Diakonie und viele Andere setzen sich für Abschiebestopp nach Afghanistan ein

Abschiebungen nach Afghanistan sind zurzeit nach Ansicht der Diakonie Deutschland hochproblematisch
„Afghanistan ist alles andere als sicher, es kommt regelmäßig zu Terroranschlägen in zivilen Gebieten mit vielen Toten und Verletzten“, sagt Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Dies zeigten die jüngsten Anschläge in vermeintlich stabilen Regionen Afghanistans.
Anlässlich des Treffens von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefs der Länder am 9. Februar appellierte Lilie an die Politik, Abschiebungen nach Afghanistan auszusetzen.
„Beim Umgang mit abgelehnten Asylbewerbern sollten wir nicht nur in die ultra- rechte Ecke schielen. Jede geplante Abschiebung müsse daraufhin überprüft werden, ob die Rückkehrer dort in Sicherheit und Würde leben können“, stellt Lilie klar. Beides treffe für Afghanistan nicht zu.
„Wir legen den Schleusern und Rechtspopulisten nicht das Handwerk, indem wir Mauern um Europa herum hochziehen und möglichst viele Flüchtlinge wieder in ihre Herkunftsländer abschieben. Vielmehr müssen wir, wie der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshof vorschlägt, sichere Zugangswege für Menschen auf der Flucht vor Krieg, Terror und Gewalt schaffen“, betont Lilie. „So bekämpfen wir die Schlepper und schützen die Schutzbedürftigen.“
In seinem Blog beschreibt Diakonie-Präsident Lilie ausführlich, warum Abschiebung keine nachhaltige Lösung ist:
https://praesident.diakonie.de/2017/02/10/schleuser-bekaempfen-nicht-fluechtlinge/#more-1177

Pro Asyl fordert aufgrund der Entwicklungen in Afghanistan ein einlenken
Aus Anlass des aktuellen UNHCR-Berichts zu Afghanistan fordert auch PRO ASYL-Geschäftsführer Günter Burkhardt eine Kehrtwende im Umgang mit afghanischen Flüchtlingen und appelliert: »Das BMI, die Innenminister und das Bundesamt müssen die Fakten zur Kenntnis nehmen und handeln.« Alle im Jahr 2016 abgelehnten Asylanträge müssen aufgrund der aktuellen Faktenlage neu überprüft werden, ebenso alle in der Vergangenheit abgelehnten Fälle. Asylgesuche von AfghanInnen müssen individuell, fair und mit Sorgfalt überprüft werden. Den UNHCR-Bericht zur aktuellen Lage in Afghanistan finden Sie am Ende dieser Seite.

CVJM Bayern wendet sich mit einem dringenden Appell in einem offenen Brief an die Bayerische Staatsregierung
„Bitte stoppen Sie umgehend die Ausweisung afghanischer Flüchtlinge!“. So lautet der erste Satz des offenen Briefes an Ministerpräsident Horst Seehofer. Der CVJM hat große Sorge, dass zwei jungen Afghanen, die ehemalige Bewohner der Jugendwohngruppe „Y-Home“ im CVJM Nürnberg waren, bei Abschiebung unmittelbare Gefahr für Leib und Leben droht. Weiter der CVJM: „Traurig und empörend ist die Situation auch deswegen, weil viele uns bekannte Jugendliche inzwischen gut integriert sind. Sie haben mühsam Deutsch gelernt, befinden sich in einer Ausbildung oder stehen kurz davor. Jahrelang haben Pädagogen und Ehrenamtliche in Integration investiert. Durch enge Beziehungen, gelebte Freundschaften und gegenseitig wachsendes Vertrauen sind nachhaltige Lebensperspektiven entstanden. Die Ausweisungen sind für alle Beteiligten ein Schlag ins Gesicht. Es ist unser Auftrag, Geflüchtete aufzunehmen und Entwurzelten Schutz zu bieten – das ist unsere Haltung als Christen und als Bürger. Daher sehen wir uns gedrängt, unsere Stimme für diese Menschen zu erheben. Das vollständige Schreiben lesen Sie unten!