Verdreifachung der Zahlen der begleiteten jungen Menschen in den bayerischen Jugendmigrationsdiensten seit 2011

5.623 im Jahr 2011 – 16.133 begleitete junge Menschen im Jahr 2016…
Diese massive Erhöhung der Zahl der in den bayerischen JMD begleiteten jungen Menschen (vgl. Tabelle unten) hat große Auswirkungen auf die Fachkräfte in den Jugendmigrationsdiensten. „Ihre Kapazitäts- und Belastungsgrenzen vor Ort sind seit langem deutlich überschritten: Dies zeigen die Verdopplung der Case Management-Zahlen sowie die Vervierfachung der Beratungszahlen in den JMD innerhalb von sechs Jahren“, so Landesreferent Burkhardt Wagner der ejsa Bayern.
Einen spürbaren Ausbau der bundesgeförderten JMD haben die Fachkräfte vor Ort leider die letzten Jahre nicht erlebt. Bayern belegt Rang 16 im bundesweiten Vergleich der Ausstattung mit JMD, bei der zweithöchsten Zuwanderung.
An der Belastungssituation ändert dieser moderate Ausbau in Bayern allerdings nichts:
Neben der allgemeinen Öffnung der Zielgruppen auf alle jungen Menschen mit Migrationshintergrund (seit 01.01.2017 bundesweit in Kraft) gibt es weitere Gründe, die die Situation der jungen Menschen und der JMD-Fachkräfte vor Ort weiter verschärfen:

    1. Die Zahl der anerkannten Geflüchteten und süd- sowie osteuropäischen jugendlichen Zuwanderer mit hohen Integrationsbedarfen steigt.
    2. Es ist eine stetig wachsende Komplexität der Beratungsarbeit und schwierige soziale Verhältnisse vor Ort, z.B. Wohnungsmarktsituation/ existentielle Krisen etc. zu verzeichnen.
    3. Die jungen Menschen müssen lange Wartezeiten von teilweise mehreren Wochen in Kauf nehmen.
    4. Die Beratungsqualität ist gefährdet. Durch vermehrte Kurzzeitberatungen und Notfallinterventionen verringert sich die Zahl der intensiven Einzelfallbegleitungen im Case Management.
    5. Die Unterstützungsbedarfe für die Zielgruppe der ehemals unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die volljährig werden, steigen. Durch das Herausfallen aus der Obhut der Jugendhilfe sind diese zunehmend vor aufenthaltsrechtliche und andere Existenz- und Zukunftsfragen (Geld, Wohnen, Bildung, Ausbildung und Arbeit) gestellt.
    6. Aufgrund des starken Anstieg von (Jugend-)Integrationskursen ist eine bedarfsgerechte sozialpädagogische Begleitung durch die JMD i.S. des § 45 AufhG kaum noch möglich.
    7. Aufgrund der unzureichenden flächendeckenden Ausstattung mit JMD haben die jungen Menschen weite Zugangswege in die JMD, insbesondere im ländlichen Bereich.
    8. Die Zahl der Ehrenamtlichen im Bereich Integrations- und Flüchtlingsarbeit ist hoch. Hiermit sind auch die zeitlichen und fachlichen Anforderungen an die Fachkräfte vor Ort gestiegen.

 

Es wird deutlich:
Es braucht dringend einen flächendeckenden und bedarfsgerechten Ausbau der bundesgeförderten Jugendmigrationsdienste! Denn die soziale, berufliche und gesellschaftliche Integration der jungen zugewanderten Menschen muss jetzt erfolgen. Auch für Diejenigen, die in Deutschland vielleicht nur temporär – wie so viele Geflüchtete in den letzten Jahrzehnten – bleiben werden.
Hierzu braucht es neben den guten Angeboten in Bildung, Sprache und in Richtung Ausbildung auch die Jugendmigrationsdienste, die die jungen Menschen in ihrem Integrationsprozess kompetent unterstützen und begleiten.

Anzahl der begleiteten jungen Menschen in den JMD in Bayern von 2011 – 2016

Zeitraum Case Management Beratung (incl. Eingangsdaten) Gesamt
2016 6.553 9.580 16.133
2015 5.658 6.139 11.797
2014 5.427 4.682 10.109
2013 5.483 3.110 9.593
2012 4.874 3.359 8.234
2011 3.421 2.202 5.623