Die Power im Sozialraum für die eigene Arbeit sinnvoll nutzen
Das diesjährige Thema des Fachtags der ejsa Bayern e.V. lockte – trotz des auf den ersten Blick recht sperrigen Themas – am 14.05.2019 viele Einrichtungsleiter*innen und Fachkräfte der Jugendsozialarbeit nach Nürnberg. Den Input machte der äußerst inspirierende Vortrag von Prof. Dr. Frank Früchtel, Dekan des Fachbereichs Sozial- und Bildungswissenschaften an der FH Potsdam. Er brachte den „Sozialraum als Spielraum“ näher. Ausgehend vom Ansatz der Fallarbeit der „Konzentration auf das Individuum durch die Arbeit mit seiner Umwelt“ (Mary Richmond, 1922) gehe es darum, neben dem Individuum vor allem die hilfreichen oder auch problematischen Einflüsse von Verwandtschaften, Nachbarschaften, Freundeskreisen, Stadtteilen, Interessengruppen und Milieus in die Fallarbeit miteinzubeziehen. Fallspezifische als auch fallunspezifische sozialraumorientierte Arbeit müsse also immer am Sozialraum ansetzen und die Wechselwirkungen und die Beziehungen zwischen den Menschen miteinbeziehen.
In der nachfolgenden Projektvorstellung des Amtes für Gemeindedienst, das in Kooperation mit dem Dekanat Erlangen eine virtuelle Fragetasche für sozialräumliches Arbeiten entwickelt, wurden weitere Impulse für die Auseinandersetzung mit dem Thema Sozialraum gegeben.
Am Nachmittag wurden ganz konkret verschiedene Sozialräume der ejsa Bayern diskutiert. Neben vielen kleineren Diskussionsgruppen konnten sowohl „Augsburg“ als auch der „virtuelle Sozialraum“ viele Teilnehmende in seinen Bann ziehen. Welche Voraussetzungen und Hürden genommen werden müssen, um erfolgreich digitale Bildungsformate mit der Zielgruppe in der Jugendsozialarbeit durchführen zu können, war der Schwerpunkt beim „virtuellen Sozialraum“. Ebenso wurde mit der App „Actionbound“ ein „Tool“ im Umgang mit digitalen Bildungsformaten direkt ausprobiert.
Tobias Fritsche, 1. Vorsitzender der ejsa Bayern, ging am Ende des Fachtags darauf ein, was das sozialräumliche Denken und Handeln mit der Arbeit der ejsa zu tun hat. Die ejsa Bayern hat sich im Zuge des innerkirchlichen Prozesses „Profil und Konzentration“ im letzten Jahr mit den sog. „4 Gs“ befasst: Geschöpflichkeit, Gerechtigkeit, Gemeinschaft, Geliebtsein … und was es heißt, diese vier Worte als Vision und als Quelle der eigenen Arbeit zu entdecken und zur Sprache zu bringen. Insbesondere die Grundsätze des sozialräumlichen Handelns und Wirkens weisen zahlreiche Parallelen auf, die in der fachspezifischen Sprache nach Hinte (2006) so heißen:
- Personale und sozialräumliche Ressourcen bilden das Zentrum der Arbeit.
- Aktivierende Tätigkeit hat jederzeit Vorrang vor betreuender Tätigkeit.
- Ausgangspunkt aller Bemühungen ist der Wille bzw. das Interesse der beteiligten Menschen.
Die Lebenswirklichkeit der jungen Menschen wahrzunehmen, bedeutet, in die sozialen Beziehungen seiner Wirklichkeit zu gehen. Dort finden sich die Ressourcen, die den Menschen als Individuum stark machen.
Die ejsa Bayern bleibt am Thema weiter dran!