„Am liebsten hätten wir ja alle mitgenommen und einfach mehr Zelte aufgebaut …“
So schloss ein Workshop über Stereotype und Rassismus in der Zielstattschule in München im Oktober 2019. Fast 40 Schüler*innen der Klassen 8b und 9b der Mittelschule im Münchner Süden diskutierten in zwei Workshops im Rahmen des et-Projekts „Alles Glaubenssache?“ mit dem Respekt Coach der Schule, Sebastian Oschwald, darüber, wie Vorurteile und Stereotype wirken und wie wenig Informationen über einen Menschen ausreichen, um sich ein Bild über ihn zu machen.
„Was glaubt ihr, welches der drei Dinge, die ich euch jetzt über mich erzähle, ist gelogen?“ so weckte der Respekt Coach das Interesse der Jugendlichen, darüber nachzudenken. „Was ist meine Vorstellung und was weiß ich über mein Gegenüber? Was ist Spekulation und was macht das mit mir?“ Es folgten heiße Diskussionen und Theorien über den Wahrheitsgehalt der Aussagen mit dem Ergebnis, dass man auch über Menschen, die man schon lange kennt, nicht alles weiß. Anschließend wurden in Kleingruppen verschiedenste Diskussionen und Übungen zu Stereotypen und Vorurteilen gemacht. Die Jugendlichen sprachen offen über das „Warum?“ ihrer Entscheidungen“ und diskutierten auch Themen wie ihre Haltung zu Homosexualität, Geschlechterrollenstereotype, Kopfbedeckung von Frauen im Islam, Glaube und Religion, die Probleme, eine Schülerin mitzunehmen, die ihr Baby mitbringen muss.
Mit Hilfe eines „Emotionskreises“ ordneten die Jugendlichen dann ihre Emotionen zu (Wut, Scham, Angst, Trauer) und wurden vor verschiedene Entscheidungen gestellt. Ziel war, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, ihre eigenen Emotionen und die der anderen wahrzunehmen und sich in die Lage von anderen Menschen hineinzuversetzen und zu beschreiben, wie sich ihre Gefühle ändern, wenn sie ihre Körperhaltung verändern.
„Wir wollen so etwas noch mal machen, am liebsten mit mehr Zeit!“ war die einhellige Meinung der Schüler*innen beider Workshops.
Junge Menschen stark machen gegen Radikalisierung und extremistische Ideologien – wie kann dies gelingen? Diese Fragestellung steht nicht nur im Fokus des Vernetzungsprojekts zwischen Jugendsozialarbeit und gesellschaftspolitischer Jugendbildung. Sie zieht sich unausgesprochen wie ein roter Faden durch alle Veranstaltungen mit Jugendlichen.
… und wir, das sind der Respekt Coach Sebastian Oschwald und Nicole Bartsch von „Alles Glaubenssache?“, planen bereits die nächsten Workshops für 2020.