„Ich habe ja nix gegen Juden aber …“

Am 17.10.19 veranstaltete die gesellschaftspolitische Jugendbildung einen Fachtag zum Thema „Moderner Antisemitismus – eine Herausforderung in der Jugendsozialarbeit“ in Nürnberg.

Die Ereignisse in Halle waren nur die Spitze des Eisbergs. Antisemitismus, also Judenfeindschaft, ist nach wie vor ein massives gesellschaftliches Problem, das sich in allen Lebensbereichen äußern kann. Mal direkt konfrontativ in Form von Angriffen und Anfeindungen, manchmal aber auch unterschwellig und unreflektiert wie z.B. im Sprachgebrauch. Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und einen Zugang zu diesem recht weiten Thema zu finden, stand der Vormittag des Fachtags im Zeichen zweier Impulsreferate.
So stellte Frau Dr. Annette Seidel-Arpaci als Leiterin der Fachstelle RIAS Bayern (Recherche und Informationsstelle Antisemitismus Bayern) ihre Arbeit vor und zeigte nochmal deutlich an mehreren konkreten Beispielen, die in der jüngsten Vergangenheit bei RIAS gemeldet wurden, in welchen unterschiedlichen Formen und Ausprägungen Antisemitismus im Alltag auftauchen können.
Aus einem anderen Blickwinkel näherte sich Herr Dr. Jan Rathje dem Thema an. Der Politikwissenschaftler und Mitarbeiter der Amadeu-Antonio-Stiftung fokussierte sich in seinem Input auf das Zusammenwirken von Verschwörungsideologien und Antisemitismus. In diesem Zusammenhang wurde nochmal deutlich, dass gerade in der heutigen Zeit Verschwörungstheorien zunehmend auf dem Vormarsch sind und somit als Rechtfertigung für antisemitische Narrative und Handlungen dienen. Es wurden auch Möglichkeiten aufgezeigt, diesen oftmals kruden Annahmen über böse Mächte, „die die Welt regieren“, argumentativ und sachlich entgegenzutreten.
Am Nachmittag wurden in drei parallel laufenden Workshops dann auch Theorie und Praxis im Umgang mit Antisemitismus in der Pädagogik vereint. Unter anderem konnten sich die Teilnehmenden des Fachtags mit Haltungsfragen zu den Themen diskriminierungsfreie Pädagogik, digitale Bildungsformate oder Antisemitismus im Deutschrap auseinandersetzen. In intensiver Kleingruppenarbeit wurden eigene Haltungen hinterfragt, Songtexte analysiert oder neueste Tools & Apps ausprobiert.
Zum Abschluss wurden die Ergebnisse der Workshop-Phase nochmal im Plenum vorgestellt, gemeinsam diskutiert und zusammengefasst. Ebenso wurde der Fachtag von den Teilnehmenden für einen intensiven Austausch genutzt. Die unterschiedlichen Arbeitsfelder konnten sich zu den jeweiligen Herausforderungen im Umgang mit Antisemitismus in der Jugend(sozial)arbeit gewinnbringend austauschen und vernetzen.