Situation der jungen Menschen in den Jugendmigrationsdiensten

 

… in und mit Corona … und danach!

Die Jugendmigrationsdienste (JMD) waren und sind bei den jungen zugewanderten Menschen und denen mit Migrationsbiografie, die schon länger hier leben, sehr gefragt. Ein Austausch mit den Fachkräften der JMD in evang. Trägerschaft sowie die Auswertung der Statistik und der Jahresberichte des Landesreferates JMD der ejsa Bayern ergab, dass die Fachkräfte im Jahr 2020 – trotz der coronabedingten Einschränkungen – nahezu gleich hohe Klient*innenzahlen aufwiesen wie im coronafreien Jahr 2019.

Deutlich wurde, dass eine längere und intensivere Begleitung und Unterstützung der Zielgruppen notwendig war, bei gleichbleibend hohen Unterstützungsanfragen. Hierbei waren die Fachkräfte jedoch nicht nur als Beratende und Coaches in der Einzelfallbegleitung gefragt. Sie wurden von den jungen Menschen in vielen Rollen angefragt: als Schwester/Bruder, Freund, Elternteil, Rechtsanwalt, Polizist und Seelsorger*in … Nicht zuletzt, weil viele Ämter und Behörden coronabedingt keinen direkten Kundenverkehr mehr hatten und vielfach die sonst verfügbaren Unterstützungsnetzwerke weitestgehend weggebrochen waren.

Die JMD meldeten zurück, dass die jungen Menschen vielfach Teilhabeeinschränkungen während der Pandemie erleben, hinsichtlich den Themen Existenzsicherung, Wohnen, Arbeit (Kurzarbeit, Jobverlust, Ausbildungsabbruch, Ausbildungsplatzsuche), Rückgang freier gemeldeter Ausbildungsplätze, neue Sprachhürden (Gelegenheiten und Anlässe), Zugang zu Behörden und Institutionen, fragwürdige Bußgelder, unseriöse Arbeitgeber, ausbleibende Sozialleistungen und zeitliche Verzögerungen bei Anträgen. Dabei fielen ehrenamtliche Unterstützer*innen, die häufig zu den älteren Semestern gehörten, aufgrund Corona aus. Hier erhoffen sich die JMD nun, dass diese nach erfolgreichem Impfschutz auch wieder den jungen Menschen zur Verfügung stehen. Ein weiteres Problem war anfangs nicht nur der mangelnde Zugang zu Endgeräten, einem bezahlbaren WLan-Anschluss, einem Drucker. Häufig fehlt es den jungen Menschen auch – obwohl diese mit Smartphones umgehen können – an der Medienkompetenz im Umgang mit Laptops und Padlets. Hier besteht großer Nachholbedarf. Viele junge Menschen würden nach wie vor den Unterricht am Smartphone folgen …

Weitere „Baustellen“ und Herausforderungen sehen die Fachkräfte in einem schwierigen „Matching“ in der Ausbildungssuche, keinem adäquaten Ersatz von ausgefallenen (oder in den digitalen Raum verschobenen) Last-minute-Ausbildungs- und Jobbörsen, ausgefallenen Praktika und Prüfungsterminen, den Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, aufenthaltsrechtlichen Problemen aufgrund eingeschränkter Möglichkeiten mit den Ämtern in Kontakt zu treten, dem Verlust bereits erreichter Bildungs- und Sprachfähigkeiten und letztendlich einem spürbaren Anstieg von psychischen Erkrankungen und Auffälligkeiten.

Dies alles stellt – neben den Herausforderungen der Aufrechterhaltung der Netzwerkarbeit der JMD – eine hohe Arbeitsbelastung für die Fachkräfte dar – nicht erst seit Corona. Klar ist auch, dass die Pandemie spürbare Folgen für die Zielgruppen auch nach Corona haben wird. Die Arbeit der JMD ist auch dann nach wie vor gefragt. Dies machen die JMD deutlich beim diesjährigen JMD-Aktionstag am 30.06.2021