Von Mai bis Juli 2020 wurde die Fortbildung „Sozial und digital?! Strategien, Umsetzung und Rahmenbedingungen in Einrichtungen der bayerischen Jugendsozialarbeit“ durchgeführt. Es war die erste Veranstaltung im Fortbildungsprojekt „Jugendsozialarbeit 4.0 – Arbeiten im hybriden Sozialraum“, gefördert durch den ESF Bayern.
Die Projektmitarbeiterinnen Jessica Schleinkofer und Lissi Meßner berichten von den ersten Erfahrungen:
Wie macht man das: Eine neue Fortbildungsreihe starten mitten im Corona-Shut-down?
Lissi Meßner: Mit viel Elan und Idealismus ?!
Jessica Schleinkofer: In vielen kleinen Schritten und Überlegungen.
Lissi Meßner: Tatsächlich hatten wir dieses erste Fortbildungsmodul komplett in Präsenz geplant. Tagungshäuser waren gebucht, Methoden überlegt, Catering bestellt. Die „Übersetzung“ vom Präsenz- ins Onlineformat hat uns ganz schön herausgefordert: Welche technische Lösung gibt es, die unseren methodischen Anforderungen entspricht und datenschutzkonform ist? Wie können wir uns mit den Referenten gut absprechen und schlüssige zielführende Konzepte entwickeln?
Jessica Schleinkofer: Ein analoges Format eins zu eins in ein digitales zu übersetzen, klappt nicht. Interaktion und Kommunikation funktionieren im Online-Setting ja ganz anders. Wichtig war uns, alle gut mitzunehmen. Wir haben uns gefragt: Wie machen wir das Online-Format interessant und abwechslungsreich, damit die Teilnehmenden gut eingebunden werden können? Alle sollten inhaltlich und menschlich gut „andocken“. Das war schon eine große Herausforderung, genug persönlichen Austausch zu ermöglichen, wenn man sich nicht gegenüber stehen kann.
Ihr beide seid ja keine IT-Expertinnen. Wie kommt es, dass ihr euch mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt und Fortbildungen dazu anbietet?
Jessica Schleinkofer: Ich bin eigentlich in einem Förderprogramm zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ tätig, kurz „BNE trifft JSA“. Dort werden digitale Methoden und Zugänge immer häufiger mit sehr guten Ergebnissen genutzt. Entsprechend habe ich Tagungen und Fortbildungen zu dem Thema besucht und mich bestärkt gefühlt, dass das ein sehr wichtiges Medium ist. Und natürlich macht es mir riesigen Spaß, immer wieder coole neue Ideen auszuprobieren. Für die Jugendsozialarbeit ist das eine neue Spielwiese, auf der sich aber gerade junge Menschen sehr wohl fühlen. Ich würde sagen, da können wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und haben eine Menge Spaß dabei.
Lissi Meßner: Ich komm auch aus einer ganz anderen Richtung. Als Sozialpädagogin und Erwachsenenbildnerin habe ich 12 Jahre in der Berufsbezogenen Jugendhilfe gearbeitet. Bei der ejsa Bayern verantworte ich seit 2019 den Fortbildungsbereich und arbeite laufend daran, möglichst passgenaue, praxisnahe und interessante Fortbildungen zu entwickeln. Unser Geheimrezept dabei: Die Themen gut für die Praxis der Jugendsozialarbeite eingrenzen und mit sehr guten Referenten aufbereiten. Dieses Konzept setzen wir auch in der Digitalisierungsreihe um: Die zentralen Inhalte bringen kompetente Referenten ein. Jessy und ich übernehmen die Begleitung der Umsetzung in den Einrichtungen. Von den Inhalten her bin ich auch „Mitlernende“. Das passt wunderbar in den agilen Bereich „Digitalisierung“.
Nun habt ihr das erste Modul gut abgeschlossen. Was war das Beste daran?
Lissi Meßner: Das einfach mal Machen, das Ausprobieren verschiedener Tools und Ideen …
Jessica Schleinkofer: Die Teilnehmer – es war eine bunt gemischte und total interessante Gruppe! Wir hatten das Glück, eine Pilotgruppe mit total spannenden Persönlichkeiten zu haben. Da sind super interessante Ideen und Diskussionen entstanden.
Lissi Meßner: Stimmt! In den Coachings und der Kollegialen Praxisberatung wurde da viel nachgedacht, entwickelt, ausgetauscht, vernetzt …
Jessica Schleinkofer: Auch die verschiedenen Themen, die man im ersten Moment nicht mit dem Thema Digitalisierung verbindet wie Ethik, gesellschaftliche Prozesse, Teilhabe oder Gesundheit … das hat mir einen ganz neuen Blickwinkel eröffnet.
Und wie geht es jetzt weiter im Projekt „Jugendsozialarbeit 4.0“?
Jessica Schleinkofer: Im Herbst geht es weiter mit dem Modul „Lernen im digitalen Sozialraum“. Start ist am 01.10. mit ganz verschiedenen und interessanten Ansätzen. Es geht unter anderem um digitale Bildungsformate, aber auch um soziales Lernen im digitalen Sozialraum.
Lissi Meßner: … und ab 26.10. startet „Digitale Identität und Selbstinszenierung“. Was Jugendliche in sozialen Netzwerken erleben, wie sie das prägt und beeinflusst und wie wir in der Jugendsozialarbeit hier mitgestalten können – darum wird es in dem Modul gehen. Beides sind wirklich brisante Themen für die Jugendsozialarbeit – natürlich auch wieder mit vielen interessanten Referent*innen.
Jessica Schleinkofer: Auch im Herbst geht´s online weiter – das spart so manche Stunde auf der Straße oder im Zug und klappt ganz wunderbar. Schließlich kann man digitales Arbeiten am besten lernen, wenn man es ausprobiert. Learning by doing!
Nähere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie hier:
www.ejsa-goes-digital.de
www.ejsa-bayern.de/fortbildung
Das Projekt wird gefördert aus dem Europäischen Sozialfonds Bayern.