Günther Schneider nach 39 Jahren politischer Bildungsarbeit mit benachteiligten jungen Menschen in den Ruhestand verabschiedet.

Ende März 2018 endet eine Ära in Augsburg: der Info-Laden im alten Postweg schließt seine Pforten. Vor zwei Jahren ging bereits Uli Hirschler in den Ruhestand und nun folgt ihm der zweite Leiter, Günther Schneider, nach. Er war 39 Jahren dort tätig und hat in der politischen Bildungsarbeit der Schwabenmetropole Spuren hinterlassen.

Die Arbeit von Günther Schneider wurde am 6.3. bei einer kleinen Feier im Info Laden von Dekan Stefan Blumtritt gewürdigt. Er bedankte sich für die herzliche Nähe, die der künftige Ruheständler den jungen Menschen angedeihen ließ, von denen auch etliche „Ehemalige“ gekommen waren, um sich zu verabschieden.
Auch Klaus Umbach, der Geschäftsführer der evangelischen Jugendsozialarbeit Bayern (ejsa), bedankte sich für 39 Jahre Arbeit, die Spuren hinterlassen hat, bei den jungen Menschen, aber auch im Sozialraum.

Günther Schneider kann gewissermaßen als „Erfinder“ der außerschulischen Bildungsarbeit mit Schüler*innen in Praxisklassen bezeichnet werden. Zusammen mit Lehrkräften hat er eine kontinuierliche Kooperation mit zunächst einer Hauptschule, bestehend aus wöchentlichen Zusammenkünften und mehrtägigen Seminaren entwickelt. Daraus wurde schnell mehr: zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Uli Hirschler, der auch einige Worte des Dankes sprach, gehörte diese „schulbezogene politische Bildungsarbeit“ -die aber keineswegs nur an oder in der Schule blieb- zu einem festen Bestandteil der Augsburger Szene.

Beeindruckt hat Günther Schneider mit seiner unerschütterlichen Überzeugung, im Info Laden den absolut richtigen Ort für Begegnungen mit jungen Menschen zu haben, die vom Leben eben nicht verwöhnt worden sind. Er baute auf der Grundlage fester Beziehungen, die kontinuierlich gepflegt wurden, seine Arbeit auf und bot vielen jungen Menschen eine Heimat. Für ganz wenig Geld gab es Cola, und wenn einer kein Geld hatte, dann wurde angeschrieben. Er hat aber auch darauf geachtet und auch nachgefragt (!) woher einer plötzlich Geld hatte….
Diese Arbeit war in den Augen vieler natürlich keine „politische Bildung“ im klassischen Sinne, seine Überzeugung war es aber immer und der Erfolg gab ihm Recht. „Beziehungsarbeit“ ist heute ein wichtiges Schlagwort, das nunmehr auch von namhaften Pädagogen als Schlüsselkompetenz ins Feld geführt wird – insbesondere bei der Zielgruppe von Jugendsozialarbeit. Das kann auch als Anerkennung für die Arbeit von Günther Schneider gewertet werden.

Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehörten:

Vor Ort in Augsburg:

  • Offene, stadtteilbezogene Jugendbildungsarbeit im INFO-LAD’N
  • Gruppenarbeit (Hauptschulgruppe, Motorradgruppe, Hoechst-Gruppe)
  • Arbeit mit Praxisklassen (Wöchentliche Treffen, Seminare)
  • ÖkoProjekt „Augsburg Heile Welt?“ (Gruppenarbeit mit dem Ziel der Herausgabe einer Broschüre, Aufzeichnung einer Sendung über das Projekt durch den BR)
  • Wochenseminare (Berlin-Fahrten, Ökologie auf dem Bildungsschiff „Windsbraut“  und in den Alpen)
  • Mitglied im Vorstand des SJR Augsburg

Landesebene

  • Mitwirkung in der Landeskonferenz der Jugendbildungsreferent*innen

Bundesebene

  • Mitarbeit in der Jahreskonferenz der Jugendbildungsreferent*innen in der Evang. Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (ET)
  • Langjähriges Mitglied im ‚Ständigen Ausschuss‘ der Jahreskonferenz der Jugendbildungsreferent*innen
  • Mitarbeit in den Projektgruppen
    „Jugendliche zwischen Schule und Beruf“;
    „Ökologie“;
    „Automobilität“ und
    „Lust auf Zukunft“

Auch hier war er Ideengeber, der aus seinem Erfahrungsschatz wertvolle inhaltliche Impulse gegeben hat und immer wieder auch auf die schwierigen Problemlagen junger Menschen hinweisen konnte, weil er sie kannte.

Die ejsa Bayern, die bei der Feier durch Ingrid Wächtler (Referat Verwaltung) und Sonja Gaja (Netzwerkstelle gesellschaftspolitische Jugendbildung) vertreten war, dankt Günther Schneider sehr herzlich und wünscht ihm für den bevorstehenden Ruhestand die nötige Unruhe, alles erdenklich Gute, weiterhin Gesundheit und Gottes Segen!